Neben den Variationen für 2 Waldhörner und Orchester (ROM 043) soll hier von Johann Gottfried Schuncke, einem ausgezeichneten ersten Hornisten des Württembergischen Hofes, noch ein kleines methodisches Werk vorgestellt werden. Es handelt sich um die Exercice (also Übung) für Horn mit Begleitung eines Pianos. Das virtuosen Etüden oft eine einfache Pianobegleitung unterlegt wurde, ist in der damaligen Zeit nicht unüblich gewesen. Schon die Hornschulen von Duvernoy und Punto enthielten einzelne Übungen mit Klavier oder Basso Begleitung. Joseph Rudolf Lewy veröffentlichte etwa um 1830 12 Etüden für Horn. Diese hochvirtuosen Stücke waren, und das dürfte unbekannt sein, original mit einer Pianobegleitung unterlegt.
Die vorgelegte Exercice ist hochvirtuos, vielleicht sogar ein gutes Zugabestück, aufgebaut als Thema mit 8 Variationen. Wenn man es zudem noch aus dem Blickwinkel des Naturhorns betrachtet, bekommt man eine Ahnung und Achtung, wie hoch das Können von Gottfried Schuncke gewesen sein mag. Leider gibt es kein Kompositionsdatum, liegt aber etwa um 1820. Das Manuskript wurde von einem Nachfahren Gottfried Schunckes, Herrn Michael Schuncke, der heute ein hochinteressantes Familienarchiv betreut, 1945 gerettet. Neben einem frühen Ventilhorn aus dem Jahr 1830 nahm er in den letzten Kriegstagen einige Werke aus dem Familienbesitz an sich und rettete sie damit vor der Vernichtung. Leider verbrannten 1945 im Hauptarchiv (Crailsheim) zahlreiche Manuskripte, darunter Werke von Gottfried und Ludwig Schuncke.