Die umfangreichste Quelle für Hornmusik aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist eine heute in der Universitätsbibliothek von Lund Schweden aufbewahrte handschriftliche Sammlung der Akademischen Kapelle. Viele der darin vertretenen Komponisten waren auf die eine oder andere Weise mit dem Dresdner Hof verbunden, und es ist möglich, daß es sich bei dem Kopisten um einen Hornisten handelte, der diese Stadt besucht hat.
Liste der Hornkonzerte der Sammlung Lund
In der Sammlung Wenster werden 18 Konzerte für Horn aufgeführt, in der Originalbezifferung der Sammlung sind das:
Nr. 1 Schultz - Concerto ex Dis für Horn, Traversflöte, Violine und Basso -> (ROM 018)
Nr. 2 Anonym (Hoffmann) - Concerto ex Dis für Horn, 2 Oboen und Streicher -> (ROM 013)
Nr. 3 Quantz (C.G. Fischer?) - Concerto ex Dis für Horn und Streicher
Nr. 4 Anonym - Concerto ex Dis für Horn, 2 Oboen und Basso -> (ROM 019)
Nr. 5 Förster - Concerto ex Dis für Horn und Streicher -> (ROM 341)
Nr. 6 Anonym - Concerto für Horn, Oboe d`amore und Basso -> (ROM 020)
Nr. 7 Graun - Concerto ex D für Horn, Oboe d`amore und Basso -> (ROM 181)
Nr. 8 Graun - Trio ex D für Horn, Violine und B.c -> (ROM 182)
Nr. 9 Quantz - Concerto für Horn, Oboe und Streicher -> (ROM 021)
Nr.13 Anonym (Hampel?) - Concerto ex D für Horn und Streicher -> (ROM 184)
Nr.14 Röllig - Concerto ex Dis für Horn und Streicher -> (ROM 022)
Nr.15 Röllig - Concerto ex D für Horn und Streicher -> (ROM 023)
Nr.16 Graun - Concerto ex D für Horn und Streicher ->(ROM 024)
Nr.17a Reinhardt - Concerto ex Dis für Horn und Streicher -> (ROM 025)
Nr.17b Gehra - Concerto ex D für Horn und Streicher -> (ROM 026)
Concerto del Sign. Hoffman
2. Concerto a 7 / Corne de Chasse , Violino primo, Violino secundo, Hautbois primo, Hautbois secundo, Viola et Basso continuo ex Dis
so lautet der originale Titel des Werkes.
Das Werk wird in der SLUB Dresden im Manuskript aufbewahrt, das vom Kopisten Johann Joachim Quantz erstellt wurde. Quantz wird auch auf dem Titelblatt als J.J. Quantus vermerkt.
Nun stellt sich die Frage: Wer ist Sign. Hoffman? Zwei Komponisten kommen dafür in Frage:
Georg Melchior Hofmann (1685 - 1715), Organist und Musikdirektor an der Neukirche in Leipzig sowie am Collegium Musicum und an der Oper in Leipzig. Er folgte ab 1704 in den ersten beiden Ämtern Telemann nach. Als Kapellknabe in Dresden erzogen, leitete er in Leipzig öffentliche Konzerte und das Operntheater. Während einer längeren Englandreise wurde er von Johann Georg Pisendel vertreten, der später ein gefeierter Geigenvirtuose in Dresden wurde.
Johann Georg Hoffmann (1700 - 1780) war Organist in Breslau und komponierte über 400 Konzerte. In seiner Jugend erlernte er neben Gesang und Orgel auch Trompete und Horn.
Dieses Konzert findet sich auch als Abschrift in der Sammlung Wenster J 1 - 17 in Lund, Schweden. Dort ist kein Komponist angegeben, und es wird lediglich eine Oboe verwendet, die als "concertato" umschrieben ist.