Thurner wurde am 9. Dezember 1785 in Mömpelgard als erster Sohn es Flötisten Anton Thurner geboren. Als Thurner 4 Jahre war, starben beide Eltern und er wurde von seinen Oheim in Kassel weiter erzogen. Dort erkannte man seine musikalische Anlage und er erlernte das Klavierspiel und bekam Unterricht in Generalbass. Bereits mit 8 Jahren trat Thurner mit dem Klavier öffentlich auf. Er bekam ab dieser Zeit Unterricht auf der Querflöte und mit etwa 12 Jahren wechselte er zur Oboe. Mit 16 Jahren wurde er zum Unterricht nach München geschickt, um ein Schüler des Oboisten Friedrich Ramm zu werden. Kompositionsunterricht hatte er bei Franz Danzi und schon bald stellte Thurner zwei Sinfonien und ein Ballett vor. Es folgten zahlreiche Kompositionen für Oboe. 1804 ging Thurner nach Wien und verkehrte mit Beethoven. Es folgte eine Anstellung in der Kapelle des Kaufmanns Bernhard in Offenbach, danach als 1. Oboist in der herzoglichen Kapelle in Braunschweig. Mit der Gründung des napoleonischen Königreichs Westphalen unter König Jerome 1807 kam diese Hofkapelle nach Kassel. Hier komponierte Thurner zahlreiche Werke für Klavier, Oboe, aber auch andere Instrumente. Zum engen Freundeskreis gehören der Geiger Friedrich Ernst Fesca, die beiden Hornisten Gottfried und Michael Schunke und der Flötist Karl Keller. Nach dem Zusammenbruch des Königreiches 1813 reiste Thurner als Virtuose durch Europa. Diese endete in Wien, Thurner muss sich unglücklich verliebt haben und erkrankte wahrscheinlich an einer Depression. Verwandte pflegten ihn und 1817 nach scheinbarer Genesung reiste Thurner von Wien ab. Über Prag und Leipzig kam Thurner nach Frankfurt/Main und sein Freund Louis Spohr vermittelte ihm eine Stelle an der Frankfurter Oper. Im Februar 1818 kam jedoch ein Rückfall seiner Erkrankung. Der vermeintlichen Heilung wurde Thurner zu weiteren Reisen geraten. Er wählte Amsterdam, jedoch schon bald nach Ankunft im Jahr 1819 brach erneut seine Erkrankung wieder aus. Er kam in das „Haus der Irren“ in Amsterdam. Hier wird berichtet, das eine vollständige Genesung zwar nicht mehr erwartet wurde, Thurner aber öfter Monate bei klarem Verstand erlebte, er gesellschaftlichen Umgang hatte und weiter komponierte. Am 21. März 1827 starb Thurner in Amsterdam.
Die vorliegende Sonate E-Dur für Pianoforte und Horn op.29 erschien 1818 beim Leipziger Verlag Peters. Warum diese Komposition in diesem Druck Charles Fesca in Wien gewidmet wurde, kann nicht vollständig geklärt werden, vielleicht gehörte er zu den Freunden, die ihm während seiner Wiener Krankheit halfen. Entstanden ist diese Sonate 1812 und wurde am 18. Oktober 1812 in Kassel in einem Konzert von Friedrich Ernst Fesca aufgeführt. Komponiert wurde das Werk für den Hornisten Michael Schunke (1778 – 1821), der neben seinem Bruder Gottfried als tiefer Hornist in Kassel wirkte. In der genannten Aufführung spielte Thurner den virtuosen Klavierpart und Michael Schunke das Horn. Die Allgemeine musikalische Zeitung berichtet im Februar 1813 davon:
Sonate für Fortep. und Waldhorn, comp. v. Hrn. Thurner, und vorgetragen von demselben und Hrn. Schunk <sic> d. j. Hr. T. zeigte sich hier auch ab einen raschen, fertigen Pianoforte-Spieler, als welchen ihn das grössere Publicum bisher noch nicht kannte. Die Sonate selbst ist recht brav, mit viel Kunst und Fleiss ausgearbeitet; jedoch mehr für den Kenner, als für den grossen Haufen. Beyde Partien sind ziemlich schwer, aber brillant.
Interessant ist der große Umfang, mit Benutzung der tiefen Lage und sogenannter „Faultöne“, sehr tiefe Töne außerhalb der Naturtonscala (das Werk wurde noch für ventilloses Naturhorn komponiert), welche durch geschicktes Absenken vom Grundton erreicht werden können.