Der Cellist Joseph Reicha, geboren am 12.2.1752 in Chudenice bei Klattau (Westböhmen), erhielt seine Ausbildung in Prag. 1774 trat er als erster Cellist in die Wallersteiner Hofkapelle ein. Ab etwa 1780 fungierte er in diesem Orchester auch als Kapellmeister. 1781 nahm er dort auch seinen später so berühmten Neffen Anton Reicha (1770 - 1836) auf und lehrten ihn mehrere Instrumente zu spielen. Sicher unterrichtete er ihn auch in Komposition.
Fürst Kraft Ernst schätzte seinen Kapellmeister offensichtlich sehr, sein Gehalt mit 750 Gulden war doppelt so hoch wie das höchste Einkommen der anderen Musiker der Kapelle. Reicha verliess allerdings trotzdem 1785 den Hof von Wallerstein um in den Dienst des Kölner Erzbischofs Maximilian Franz als Konzertmeister zu treten. Dieser ernannte ihn kurze Zeit später mit einem Gehalt von 1000 Gulden zum Konzertdirektor der Bonner Hofkapelle. 1790 spielten in dieser Kapelle sein Neffe Anton als Geiger und Flötist und der junge Beethoven als Bratscher.
Reicha erkrankte Anfang der 1790 Jahre an Gicht und verstarb am 5.März 1795 in Bonn.
Die Kompositionen Reichas entstanden fast ausschliesslich in seiner 11 jährigen Wallersteiner Zeit. Sie umfassen Sinfonien, Solokonzerte und Kammermusik.
Parthia in B für 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Hörner und Fagott
Diese Parthia von Joseph Reicha ist in Form eines sehr sauber geschriebenen Partitur-Autographs erhalten. Dieses wird unter der Signatur HR III 4 1/2 4°493 in der Sammlung Oettingen-Wallerstein heute in der Universitätsbibliothek in Augsburg aufbewahrt.
Das Entstehungsjahr hat Reicha selber auf dieser Partitur mit dem Jahr 1782 angegeben. Durch die Tonart B-Dur ergibt sich für die Hörner die Frage ob diese in B alto oder B basso gesetzt wurden. Im Autograph wird nur "in B" vermerkt.
Beide Versionen sind grundsätzlich nicht unmöglich, bei "B alto" Lage sind aber beide Hörner durchgängig sehr hoch angelegt. Reicha komponierte in anderen Werken aber nachweislich (etwa sein Konzert für 2 Hörner op.5) ebenso hoch für die Hörner.
Für die Verwendung von "B basso" sprechen hier die einfachere Blasweise und die wesentlich bessere Mischung mit dem Basso-Register des Fagottes. Der Herausgeber tendiert eher zu dieser Möglichkeit.
Für eine Aufführung sollte man keine der beiden Möglichkeiten grundsätzlich ausschliessen.
1. Satz Allegro