Wolfgang Amade Mozart
Quintetto Es-Dur KV 407 für Horn, Violine, 2 Violen und Cello
- Erstdruck der Abschrift Seittensetten -
Gleich zum Beginn sei gesagt, dass die vorliegende Ausgabe weder den Anspruch noch das Ziel einer, schon in der Definition fragwürdigen, Urtextausgabe verfolgt. Vielmehr soll eine Ausgabe des „Hornquintetts“ KV 407 nach einer bisher unbeachteten Quelle vorgestellt werden.
Wann Mozart das Quintett für Horn, Violine, 2 Violen und Violoncello komponiert hat, ist zeitlich nur mit 1781 – 1783 zu umreißen. Komponiert wurde es für den Hornisten Joseph Leitgeb (1732 – 1811). Leitgeb, eng mit der Familie Mozart befreundet, entstammt einer Wiener Musikerfamilie, laut Taufeintrag vom 6. Oktober 1732 „Sohn des Geigers Leopold Leitgeb“. Leitgeb hatte Anstellungen in Wien und Salzburg, reiste als Solist eine Zeitlang umher und zog 1777 wieder nach Wien. Bis zu seinem Tode 1791 pflegte Mozart zur Familie Leitgeb ein außerordentlich freundschaftliches Verhältnis. Immer wieder bat Leitgeb um Kompositionen für das Horn, eine von diesen ist das vorliegende Quintett. Doch weder ist die Komposition im Original erhalten, noch ein Hinweis, wann diese komponiert wurde. In Mozarts eigenem Werkverzeichnis, welches er ab 1784 führte, fehlt das Quintett KV 407.
Nach Mozarts Tod verhandelte Mozarts Witwe Constanze Mozart mit verschiedenen Verlegern über die Herausgabe der Werke ihres Mannes. Am Ende bekam der Verlag Andre um 1800 fast alle Manuskripte übereignet.
Das Quintett KV 407 erschien jedoch 1796 beim Leipziger Verlag Schmiedt & Rau schon im Erstdruck mit dem Titel „QUINTETTO / pour / COR VIOLIN DEUX ALTO ET BASSE /compose par / W. A. MOZART / Leipsic chez Schmiedt & Rau“ .
Der Verlag Andre fragte bei Constanze Mozart nach Werken mit Horn an, Constanze Mozart vermutete einige originale Kompositionen bei Leitgeb. Dass sie darin irrte, teilte sie am 31. Mai 1800 dem Verlag Andre mit »Leitgeb hat übrigens nichts in Copie sogar als ein Quintetto in Dis a corno solo, violino, viola prima, viola secunda, violoncello, welches Sie wahrscheinlich im Original haben!«
In den Manuskripten Mozarts vom Verlag Andre fand sich später jedoch kein Verweis auf ein Original dieses Werkes, Andre brachte 1802 seine Ausgabe des Quintetts heraus, die zwei große Kürzungen im 1. und 3. Satz enthält, sowie zahlreiche Unterschiede zum ebenso wenig stimmigen Erstdruck von Schmiedt & Rau enthält. 1799 erschien beim Wiener Verlag Ataria eine Ausgabe, über die Constanze Mozart ebenfalls an Andre 1800 berichtet. In dieser ist das Horn durch ein weiteres Cello ersetzt worden.
All diese Fakten sind in die Edition der Neuen Mozart-Ausgabe 1958 eingeflossen, mit gleichem Quellenmaterial versuchte sich der Verlag Henle 2009 in einer „Urtext-Ausgabe“.
In diesen Ausgaben fehlt aber unerklärlicherweise eine Quelle, welche hier vorgestellt werden soll. In der Musiksammlung des österreichischen Klosters Seitenstetten ist, neben weiteren Abschriften von Kompositionen für Horn, eine Abschrift mit dem Titel „ Quintetto / a /Corno Solo in Dis / Violino / Viola Primo / Viola Secondo / Violoncello / Del Sigre. Mozart“ unter der Signatur V 260 erhalten.
Wie man sieht, ist zunächst der Titel fast identisch mit dem, den Constanze Mozart an Andre aus Leitgebs Besitz mitteilt. Die Bezeichnung „Corno in Dis“ verweist auf ein sehr frühes Datum der Kopie, denn allgemein verwendete man „in Dis“ nicht mehr nach 1800. Am 20.1.1849 fügte ein „Fr. Walter“ dieser Abschrift eine Cellostimme bei, welche er aus der Hornstimme arrangierte. Dem Titelblatt fügte er (erkenntlich an der vollkommen anderen Schrift) noch einige Hinweise hinzu – (zu Köchels Katalog No.407); … oder in Ermangelung Violoncello Solo; op.108.
Die Abschrift ist als sehr zeitnah an Mozarts Kompositionsdatum zu betrachten. Gegenüber den Ausgaben von Andre und dem Erstdruck von Schmiedt und Rau zeichnet sich die Abschrift durch sehr logische Artikulations-, Phrasierungs- und Dynamikangaben aus.